In dieser Lektion geht es um die Messung und Therapie von Störungen im Bereich der Stress- und Glückshormone bzw. Gehirnbotenstoffe wie Serotonin, Melatonin, Dopamin oder Adrenalin/Noradrenalin.
Viel Erfolg & eine gute Gesundheit!

Niels Schulz-Ruhtenberg
Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin & Ernährungsmedizin

Quelle: Systemed-Verlag
Serotonin ist ein wichtiges Hormon und ein Gehirnbotenstoff im menschlichen Körper. Serotonin hat zahlreiche Wirkungen wie z.B. Verbesserung der Stimmung, Regulation von Sättigung, Magen-Darm-Gesundheit. Es wird daher auch als „Glückshormon“ bezeichnet. Der Körper bildet Serotonin aus Eiweißen (Tryptophan) und bestimmten Vitaminen. Die unmittelbare Vorstufe ist der Eiweiß-Baustein 5-HTP, der als Nahrungsergänzung eingenommen werden kann (s.u.). Praxis-Tipp: Essen Sie regelmäßig Cashew-Nüsse, die liefern viel Tryptophan.
Unter bestimmten Umständen wie z.B. Übergewicht, Bewegungsmangel, Fruchtzucker-Unverträglichkeit oder Entzündungen im Körper ist die Bildung von Serotonin eingeschränkt. Dadurch kann es zu einem Serotonin-Mangel kommen. Dies kann verschiedenste Symptome (mit-)verursachen oder verstärken wie depressive Verstimmung, Heißhunger, Schlafstörungen, verstärkte Schmerzen, Fibromyalgie, Reizdarm oder Migräne.
Verbesserung der Serotonin-Werte mit 5-HTP-Eiweiß
Eine natürliche Alternative zu Psychopharmaka (Anti-Depressiva)
5-HTP (Abkürzung für 5-Hydroxy-Tryptophan) ist eine natürliche Eiweiß-Verbindung (Aminosäure) im menschlichen Stoffwechsel und die körpereigene Vorstufe von Serotonin. Gewonnen wird der Rohstoff z.B. aus den Samen der afrikanischen Schwarzbohne (Griffonia simplicifolia). 5-HTP wird eingesetzt zur Verbesserung der Serotonin-Bildung im Körper, da es die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, im Gegensatz zum Serotonin selbst, das z.B. in Bananen enthalten ist. In der Therapie folgender Erkrankungen kann 5-HTP eingesetzt werden: depressive Verstimmungen, Heißhunger, Schmerzen (z.B. Fibromyalgie), Reizdarm, Migräne.
Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, sollte auf den Verzehr Histamin- bzw. Tyramin-haltiger Nahrungsmittel verzichten (z.B. reifer Käse, überreifes Obst, Rotwein). Zusätzlich sollten Sie möglichst wenig Fruktose (Fruchtzucker) essen bzw. trinken, da Fruktose einen Serotonin-Mangel fördern kann. Eine Fruktose-Intoleranz ist eine häufige Ursache für einen Serotonin-Mangel und sollte ggf. durch einen H2-Atemtest ausgeschlossen werden. Da über 90% des Serotonins im Darm gebildet werden spielt auch eine gesunde Darmflora eine Rolle im Serotonin-Stoffwechsel.
Bitte bedenken Sie, dass der Körper nur Serotonin bilden kann, wenn er ausreichend mit bestimmten Vitaminen versorgt ist. Diese Vitamine sind Co-Faktoren für die Serotonin-bildenden Enzyme. Daher ist oft eine zusätzliche Vitamin-Einnahme sinnvoll, am besten auf Basis einer Vitamin-Laboranalyse (siehe Information zum „Vitamin-Check“). 5-HTP ist nicht das Gleiche wie L-Tryptophan, das als Schlafmittel frei verkäuflich ist, aber deutlich schlechter vom Körper verwertet werden kann. L-Tryptophan ist weniger gut wirksam und daher in der Regel nicht zu empfehlen. Außerdem sollten bei einem Serotonin-Mangel weitere Hormone (Östradiol, Testosteron) gemessen werden und Mängel ggf. ausgeglichen werden.
Wenn 5-HTP bei Ihnen Müdigkeit auslöst, nutzen Sie diesen Effekt und nehmen Sie die 5-HTP Kapseln abends ein. Wenn Sie ein Wachheitsgefühl verspüren durch 5-HTP, nehmen Sie die Kapseln morgens/vormittags ein.
Nehmen Sie das 5-HTP am besten zusammen mit etwas Kohlenhydraten (z.B. Orangensaft) ein für eine hier erwünschte Insulin-Ausschüttung. Dies verbessert die Wirkung.
Die Wirkung von bestimmten Medikamenten (Benzodiazepine, H1-Histaminblocker, Opioide und Alkohol) können in ihrer Wirkung verstärkt werden. Daher sollte das 5-HTP in diesen Fällen eingeschlichen werden.
5-HTP sollten Sie unter folgenden Umständen nicht bzw. nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden (Kontraindikationen):

Abbildung: Serotonin-Stoffwechsel (Quelle: Labor Biovis)
Das Serotonin in Lebensmitteln (z.B. in Bananen) kann leider nicht direkt vom Darm ins Gehirn aufgenommen werden, da es nicht durch die Blut-Hirnschranke durchgeht. Daher nutzt der Körper bzw. der Therapeut die Vorstufen (Baustoffe) für die Bildung des ‚Glückshormons‘ Serotonin. Das ist v.a. die Aminosäure Trypthophan, die in allen Eiweiß-haltigen Lebensmitteln enthalten ist. Trypthophan gibt es in 2 Formen, einmal die Ausgangsvariante L-Tryptophan aus der im Stoffwechsel in weiteren Schritten das 5HTP (5-Hydroxy-Tryptophan) gebildet wird. 5HTP wird besser ins Gehirn aufgenommen als L-Tryptophan und dann dort in Serotonin umgewandelt. Aus Serotonin baut der Körper dann über weitere Stoffwechselschritte, die wieder Vitamin-abhängig sind, das Schlafhormon Melatonin.
Abbildung: Melatonin-Stoffwechsel (Quelle: Orthomol)

Der größte Teil des Serotonins wird übrigens im Darm produziert. Es gibt eine direkte Verbindung zwischen Darm und Gehirn und zwar in beide Richtungen (sog. gut-brain-axis). Daher wird der Darm oft mitbehandelt. Für die Bildung der Hormone braucht der Körper immer bestimmte Vitamine und Mineralien wie z.B. Magnesium und Vitamin B6. Oft gibt es hier einen Mangel (messbar im Labor) und dann ist auch dadurch das (Glücks- und Schlaf-) Hormonsystem gestört.
Außerdem können Faktoren wie Stress, stille Entzündungen, Übergewicht oder eine Insulinresistenz die Hormonbildung stören. Man kann sich das Trypthophan (z.B. als 5HTP) und die nötigen Vitamine sehr einfach als Nahrungsergänzung zuführen. Das macht zu Beginn oft Sinn und das bevorzugen wir in der Präventiv- und Ernährungsmedizin, bevor man chemische Schlafmittel mit potentiellen Nebenwirkungen einsetzt.
Kann man Melatonin direkt essen?
Es gibt Melatonin-haltige Lebensmittel wie z.B. Pistazien oder Kirschen und Cranberries. Man müsste dann allerdings relativ große Mengen essen, um auf wirksame therapeutische Dosierungen von z.B. 1 mg Melatonin zu kommen. Daher ist der Weg über die Förderung der körpereigenen Melatonin-Produktion über Serotonin und Vitamine + Schlafhygiene sinnvoller und wirksamer.
Wichtig ist immer ein ganzheitliches Vorgehen, wenn man echte und nachhaltige Erfolge erreichen will: Ernährungsumstellung, Vitaminmängel ausgleichen, Darmflora-Sanierung, anti-entzündliche Strategien, Stressreduktion, Schlafhygiene etc. Das sind die Themen, um die es in der modernen sog. funktionellen (Ernährungs-) Medizin geht.
Es ist eine mehr Ursachen-orientierte Medizin (Das Prinzip vereinfacht: Problem Schmerzen, Wo kommt der Schmerz her, was sind die wahren tieferen Ursachen? Diese will man finden und behandeln…“). Im Gegensatz dazu steht die mehr Symptom-orientierte „Reparatur-Medizin“ („Da ist ein Schmerz, dann Schmerzmittel geben und fertig“).
In der Ursachen-orientierten ganzheitlichen Medizin ist es unabdingbar, dass der Patient aktiv mitarbeitet, sein gesundheitsrelevantes Verhalten verbessert und Verantwortung für seine Gesundheit übernimmt. Das wollen nicht Alle und das ist auch ok („Alles ist richtig und Alles hat Konsequenzen“).
Wenn man bereit ist, an die Ursachen heranzugehen (Krise/Krankheit als Chance), dann sind die Erfolge in der Regel besser und es gibt weniger Nebenwirkungen bzw. Kollateralschäden! Viel Erfolg, Beste Grüsse Niels Schulz-Ruhtenberg
P.S.: Hier ein Erfahrungsbericht von einer Patientin, der wie ein Wunder klingt aber real ist und das Potential der Ursachenmedizin aufzeigt (Quelle: doctena)


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