Aufgrund der aktuellen Diskussion um die gesättigten Fettsäuren und speziell das Kokosfett habe ich hier einige Informationen zusammengestellt, für Diejenigen unter Ihnen, die sich für die wissenschaftlichen Hintergünde interessieren.
Ausgelöst wurde die aktuelle Diskussion durch das Youtube-Video vom Vortrag von Frau Prof. Michels von der Universität Freiburg (siehe unten).
Dieser Vortrag enthält kurz gesagt viele fragliche Aussagen, so dass zahlreiche (Ernährungs-) Wissenschaftler diesem Vortrag bzw. bestimmten Aussagen widersprochen haben.
Ich habe Ihnen einige der wichtigsten Stellungnahmen aufgeführt und verlinkt, so dass Sie sich selber ein Urteil bilden können.
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Viel Spass beim Lesen & gute Gesundheit!
Niels Schulz-Ruhtenberg
Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin & Ernährungsmedizin
Hier der bisherige Schriftwechsel mit Frau Prof. Michels von Dr. Nicolai Worm:
„Sehr geehrte Frau Prof. Michels,
Ihren Aussagen zu Superfood und Vitamin D kann ich gut beistimmen. Hingegen haben mich Ihre Aussagen zu gesättigten Fettsäuren, Schweineschmalz und Kokosöl regelrecht erschreckt.
Zum Beispiel besteht ja Schweineschmalz überwiegend aus ungesättigten Fettsäuren, wie man jeder Nahrungsmitteltabelle entnehmen kann. Deswegen ist es bei Raumtemperatur auch nicht fest, wie von ihnen postuliert, sondern pastös.
Oder: Gesättigte Fettsäuren sind in Dutzenden Kohortenstudien ohne Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ausgewiesen worden. Meta-Analysen dieser Studien haben das bestätigt. Anbei die neueste Übersichtsarbeit zum Thema, die auch die Meta-Analysen auflistet.
Würden Sie mir deshalb bitte Belege für Ihre Aussagen schicken, dass Kokosöl bzw. gesättigte Fette „die Koronargefäße verstopfen“ und Atherosklerose fördern würden.
Vielen Dank und Grüße,
Nicolai Worm“
ANTWORT der Univ. Freiburg:
„Sehr geehrter Herr Dr. Worm,
wir danken Ihnen für Ihr Interesse am Vortrag von Frau Professor Michels. Aufgrund des immensen Interesses an diesem Vortrag im Internet bekommt Frau Professor Michels derzeit eine große Menge an Anfragen zum Thema Ernährung, die sie unmöglich im Einzelnen beantworten kann. Wir bitten dies zu entschuldigen. Auf der Homepage des Instituts für Prävention und Tumorepidemiologie finden Sie ein Statement von Frau Professor Michels, das evtl. Ihre Frage beantwortet:
https://www.uniklinik-freiburg.de/ipe/vortragsreihe.html
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Frank
UNIVERSITÄTSKLINIKUM FREIBURG
Institut für Prävention und Tumorepidemiologie
Univ. Prof. Dr. Dr. Karin Michels
Sabine Frank / Direktionsassistentin
Elsässerstr. 2 · 79110 Freiburg
ANTWORT Dr. Worm:
„Sehr geehrte Frau Frank,
vielen Dank für Ihre Antwort. Das Statement von Frau Prof. Michels ist leider sehr unbefriedigend!
Es enthält eine selektierte Auswahl von Beobachtungsstudien, die reine Assoziationen aufzeigen, aber die von Frau Michels getätigte kausale Interpretation verbieten. Es fehlen in der Liste interessanterweise auch alle neuen Meta-Analysen zur Assoziation von gesättigten Fettsäuren mit kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität – siehe die von mir übersendeten neuen Übersichtsarbeit. Insbesondere fehlen bei der Stellungnahme von Frau Michels solche Studien die ihr Aussagen unterstützen, dass gesättigte die Arterien verstopfen würden.
Die einzige in der Stellungnahme zitierte Arbeit, welche randomisiert-kontrollierte Interventionsstudien zum Ersatz von gesättigten Fettsäuren systematisch einbezieht, ist die Arbeit von Hooper et al. 2011. Diese Meta-Analyse weist übrigens sehr deutlich aus, dass die von Frau Michels angepriesene Fettmodifikation, d.h. der Austausch von gesättigten gegen ungesättigte Fettsäuren, weder die Gesamt- noch die kardiovaskuläre Sterblichkeit senkt!
Allein die kombinierten kardiovaskulären Ereignisse, die alle weichen Endpunkte einbezieht ((Combined cardiovascular events included any of the following data available from a trial: cardiovascular deaths, cardiovascular morbidity (non-fatal myocardial infarction, angina, stroke, heart failure, peripheral vascular events, atrial fibrillation) and unplanned cardiovascular interventions (coronary artery bypass surgery or angioplasty)), waren reduziert.
Also: signifikante präventive Effekte nur bei Berücksichtigung der weichsten Endpunkte und das bei Diät-Interventionsstudien, die bekanntlich nicht blind oder doppelblind durchgeführt werden können. Das allerdings ist eine sehr schwache Evidenz.
Auf dieser Datenlage basierend gesättigte Fettsäuren als „reines Gift“ zu bezeichnen, mag rhetorisch geschickt sein um Laien zu überzeugen, aber für eine professorale Repräsentantin der Uni Freiburg dann doch höchst fragwürdig.
Viele Grüße, Nicolai Worm“
Hier die erwähnten Studien:
Studie 1: Harcombe US dietary guidelines – is saturated fat a nutrient of concern 2018
Studie 2: Gershuni Saturated Fat Healthy 2018
„Man sollte bei der Fakultät in Freiburg anfragen, ob man sich dort dauerhaft auf diese Weise öffentlich blamieren will? Die Verunsicherung, die dieser Vortrag auslöst, ist schon recht beträchtlich.“
Prof. Jörg Spitz
Der Original-Vortrag von Frau Prof. Michels:
Am Ende wurde der Vortrag von Frau Prof. Michels auf Youtube gelöscht. Das werte ich mal als Eingeständnis. Das Ganze war eine weitere unnötige Verunsicherung für viele Menschen. Mich ärgert das, weil ich regelmäßig im Patienten-Gespräch oder auf Vorträgen höre „Aber Kokosfett ist doch gefährlich sagt Frau Prof. …“.
Hier zwei der vielen „Contra“-Videos auf Youtube, die aktuell als Reaktion auf den Vortrag von Frau Prof. Michels online sind:
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